Dienstag, 7. April 2009

Ich geh'mal kopieren


Neulich kam mir eine geschätzte Kollegin entgegen, wedelte mit einem Stück Papier in der Hand und befahl: "Du schreibst doch da ab und zu über die Schule. Schreib mal darüber was!", wobei sie mit eindeutiger Geste zu unserem Kopierer im Lehrerzimmer zeigte.
Ich verstand auch ohne weitere Worte: Das altersschwache Gerät hatte mal wieder den Dienst verweigert, was vor allem eine so hoch motivierte Beamtin erzürnen musste.

Ich schreibe also mal: Was ist ein Kopiergerät für Lehrer?

Ein Kopiergerät ist für so manche Lehrer ein Sammelpunkt:


Man wartet geduldig, bis man an der Reihe ist. Hier trifft man sich und hält ein Schwätzchen, tauscht die mitgebrachten Materialien aus oder schaut neidisch auf die aufwändig hergestellten Arbeitsblätter der Referendare, die diese aber nicht gerne zeigen oder tauschen.

Ein Kopiergerät ist für so manche Lehrer die letzte Rettung:


Irgendwie hat man es wieder nicht geschafft, mit der eigenen Unterrichtsvorbereitung zufrieden zu sein, man spürt den Widerwillen der Schüler beinahe schon körperlich, da muss dann eben schnell das schick gestaltete Arbeitsblatt aus dem sündhaft teuren Lehrerbegleitmaterial kopiert werden, um in brenzliger Situation die Schüler wahlweise zu Stillarbeit (sic!) oder zu kreativem Standbildbauen zu verdonnern. Beides verschafft Zeit, um sich etwas Anständiges auszudenken.

Ein Kopiergerät ist für so manche Lehrer ein Ort der Selbstverwirklichung:


Ein Papierstau oder Druckfehler können bei günstiger Besetzung des Lehrerzimmers zu Szenen intensivster, kollegialer Handwerksarbeit führen. Da liegen und knien dann Kolleginnen und Kollegen, die sonst kein Wort miteinander reden, neben, um, an und manchmal sogar auf dem störrischen Gerät, reißen Klappen auf, von denen der Laie gar nicht wusste, dass es sie gibt, fördern Tonerrollen und Heizdrähte ans Tageslicht, um schließlich mit geschwärzten Gesichtern gemeinsam und nicht unglücklich zu vermelden, man habe alle Servicestellen gecheckt, es sei aber leider nichts zu machen, ob jemand mal den Hausmeister...

Ein Kopiergerät ist für so manche Lehrer gar kein Thema:

Denn da gibt es ja noch den kleinen PC-Drucker, der eigentlich nur für Einzelblätter und Notlagen gedacht ist, der aber ohne Kopierkarte funktioniert, kostet also nix, Schnäppchen, sozusagen.
Ja, und wenn gerade keiner guckt, dann wird eben gedruckt, bis das kleine Ding heiß gelaufen ist. Nach mir die Sintflut!


Ein Kopiergerät ist für so manchen Lehrer.....
Wer kennt weitere Funktionen?

2 Kommentare:

  1. Großartig! Spontan fällt mir nicht viel zu ergänzen ein ;-)

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  2. @Christian:
    Danke, der Untergrund wartet gespannt auf die postspontane Phase, evtl. nach einem Espressodoppio.
    Gruß, Mephisto

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