Samstag, 25. Juni 2011

Abischerz



Das Schuljahr ist beendet, die Lehrkraft lehnt sich zurück, ist wohl- und gnädig gestimmt ob der vielen Anbefohlenen, die es doch noch irgendwie geschafft haben, wieder ein Jahr im deutschen Bildungs-Dschungelcamp überlebt zu haben.
Nur eine Gruppe macht Sorgen: Unsere Abiturienten
Nachdem nun alles geschafft ist und es spätestens jetzt an der Zeit wäre, mal so richtig Dampf abzulassen, sieht man Folgendes:
Brav und mit gesenktem Haupt sitzen sie stundenlang vor der Tür der Schulleitung, um sich dort anschließend vorschreiben zu lassen, wie sie denn nun die Rituale der letzten Schultage zu gestalten haben.
Besonders der Abischerz (hihi) muss genau geplant sein, darf doch der normale Schulablauf nur vorhersehbar ein wenig "gestört" werden.
Ein genauer Zeitplan wird erstellt, der Hausmeister, der Sanitätsdienst, der Elternbeirat und die Feurwehr sind informiert (und damit natürlich alle anderen auch), das lustige Treiben kann also beginnen. Kann es nicht, denn die Schulleitung besteht auf einer Liste aller möglichen Aktivitäten, um immer Herr der Lage sein zu können.
Spätestens beim Ausformulieren dieser Liste, die natürlich jeweils mit der Versicherung versehen sein muss, dass weder Kollegen noch Kolleginnen in irgendeiner Weise kritisiert werden dürfen, beschleicht den ein oder anderen kreativen und selbstbewussten Abiturienten der Verdacht, dass diese Veranstaltung doch nicht die seine sein wird und er zieht sich diskret zurück.
Was dann kommt, ist einfach nur peinlich oder langweilig, die Fünftklässler, die zum Zuschauen beim Abischerz verdonnert worden sind, fragen nach einer halben Stunde, ob sie nicht lieber Fußball spielen dürfen.

Was ist los mit unseren Abiturienten? Nichts gelernt bei Schiller? Nichts gelernt bei Brecht?
Vielleicht ein bisschen, aber es hat nicht gereicht, sich einmal wirklich die Freiheit zu nehmen in der Schule - und sei es am letzten Tag.

"Früher war das anders"!

Das Thema wird auch auf "schwäbisch" bearbeitet.

1 Kommentar:

  1. Nachdem an unserer Schule der letzte Jahrgang derart über die Stränge geschlagen hat, dass es mit Straftaten, Anzeigen und im Lehrerzimmer zusammenbrechenden Kollegen endete, wird es bei uns dieses Jahr wohl sogar noch ruhiger als Sie es beschrieben haben. Was ich davon halten soll, weiß ich nicht. Aber wenn das Kollegium derart getroffen ist von den wochenlangen Abiturscherzen, dass sie sich weigern an der Abschlussfeier teilzunehmen, wünscht man sich doch, sie hätten mehr gelernt bei Schiller, Brecht & Co.

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