Freitag, 4. Dezember 2009

Der Auftrag





Zumindest in Hessen wird es jetzt ernst, man könnte auch sagen privat.

Hessische Lehrer müssen in nächster Zeit mit Besuch bei sich zu Hause rechnen.
Es kommt der Beauftragte des Hessischen Datenschutzbeauftragten! Und der hat natürlich einen Auftrag, das kann man sich denken.
Der Beauftragte des Beauftragten will nämlich an deinen PC, möchte sich mal in Ruhe umschauen, was du da so alles auf der Festplatte hast und ob das auch in Ordnung ist.
Denn du hast ja sicherlich schon einmal eine Klassenliste erstellt, am Ende sogar eine Mailingliste oder Ähnliches, du Schlimmer!
So, und dann bist du dran. Da hilft kein Jammern und kein Zetern. Es hilft auch nichts, wenn du nicht zu Hause bist, armseliger hessischer Lehrer, denn auch alle deine erwachsenen Mitbewohner müssen dem Beauftragten des Beauftragten zu Willen sein, denn du, ja du selbst hast freiwillig deinem Schulleiter in vorauseilendem Gehorsam diese "Zusicherung" unterschrieben:
Ich sichere zu, dem Hessischen Datenschutzbeauftragten die Wahrnehmung der Kontrollaufgaben in meinem häuslichen Bereich zu ermöglichen. Ich verpflichte mich, dem/der Beauftragten des HDSB nach vorheriger Terminvereinbarung Zugang zu der häuslichen Arbeitsstätte zu gewähren, um die Einhaltung der gebotenen Maßnahmen zur Gewährleistung der IT-Sicherheit und des Datenschutzes zu überprüfen.  Diese Zusicherung gilt auch für alle erwachsenen Mitbewohner meines Haushaltes.
 Oder hast du etwa nicht unterschrieben?

Montag, 30. November 2009

Hier spricht Herr Russ



Alle mal herhören!
Wer in letzter Zeit sich erdreistet hat, im Unterricht eventuell ein "Medium", das mit Strom betrieben wird zu gebrauchen oder eine Methode anwendete, bei der sich Schüler aus der starren Trichterhaltung wegbewegten oder wer sich sogar in das "digitale Nirwana" Internet begab - am Ende noch im Beisein von Schülern - um sich dort Informationen zu besorgen, ja der, der kann sich mal so richtig eine Watschn abholen bei Herrn Russ in der FAS.  (FAS Nr. 48 vom 29. Nov. 2009, S. 11)
Herr Russ holt hier zum Rundumschlag aus, gegen alles, was irgendwie neu ist. Herr Russ ist nicht mehr ganz so neu, er ist pensioniert.  Vieles, vor dem uns Herr Russ warnt, ist in der Tat ein schöner Blödsinn und schönen Blödsinn kann Herr Russ auch sprachlich schön niedermachen. Gut so!
Aber was will der Autor uns sagen, wo ist der Weg, wo ist die Hoffnung, die uns ein jahrzentelang tätiger Lehrerausbilder geben könnte?
Diffus wird ein Lob dem "abfragbaren Wissen" gezollt, wie wir das aber produzieren sollen, erfahren wir nicht, man könnte vermuten mit der guten alten Methode Vormachen - Nachmachen -Setzten?
Wie auch immer: Die große FAS hat Herrn Russ mal so richtig vom Leder ziehen lassen. Wir im Pädagogischen Untergrund fühlen uns ziemlich gebürstet.

Dienstag, 17. November 2009

Noch eine... Klage eines Klassenlehrers

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Was ein Klassenlehrer so alles zu tun hat, das andere nicht machen müssen, darüber gibt es lange Klagen und lange Listen.
-          Schreiben von Förderplänen
-          Förderbedarf feststellen
-          Belehrungen durchführen
-          Zeugnisse schreiben
-          Elternarbeit → Elterngespräche, Elternabende
-          Fehltage, Fehlstunden errechnen
-          Mutti- bzw. Elternheft führen
-          Zensurenzusammensetzung
-          Vorbereitung, Organisation von Wandertagen, Klassenfahrt
-          Klassenkasse
-          Führung des Klassenbuches
-          Einfluss auf soziale Beziehung innerhalb der Klasse (Lösung von Konflikten)
-          Vorbereitung des kommenden Schuljahres → Bücher, Fahrkarten, Transport, Hort
-          Ausgabe und Einsammeln von Elternbriefen
-          Leitung der Klassenkonferenz
-          Essengeld einsammeln
-          Raumgestaltung
-          Vorbereitung und Durchführung von Projekttagen und Festen
-          Kontrolle Hausaufgabenheft
-          Führung Notenheft (darauf achten, dass Lehrer in regelmäßigen Abständen darin eintragen) 
-          Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen
-          Kooperation mit Ämtern und Behörden
-          Klärung schulorganisatorischer Dinge, die für die Klasse wichtig sind (bewegl. Ferientag, Feste, etc.)
-          Kooperation mit Fachlehrern
So langsam reicht es aber auch den robustesten Klassenvorständen.
In obiger „TODO-LISTE“ steht ganz zum Schluss die Aufgabe: Kooperation mit Fachlehrern.
Dieses Aufgabenfeld interpretieren viele der sogenannten Fachlehrer immer öfter derart, dass sie das Gespräch, den Austausch oder die Auseinandersetzung mit den Schülern reduzieren oder schlicht vermeiden, besonders wenn es Konflikte gibt.
Da bekommt dann der Klassenlehrer irgendwelche Gegenstände ins Fach gedrückt, die angeblich renitenten Schülern entwendet wurden mit der Aufforderung, sie eben diesen Schülern wieder zurückzugeben. Ja und dann?
Da beschwert sich die gekränkte Kollegin per mail über die ach so schlimme Klasse und ist anschließend geschockt, wenn der Klassenlehrer mit seinen Schülern über den ihm zu Ohren gekommenen Konflikt spricht, ohne dabei die Identität der gekränkten Kollegin unter allen Umständen zu verheimlichen, denn nun habe man ja den Ärger und stehe als Petze da.
Der Beispiele gibt es noch viele. Das Muster ist leider häufig ähnlich: Probleme des Lehrens werden in einer ersten Phase den Schülern angelastet, wenn dann der kommunikative und pädagogische Faden gerissen ist, wird über den Klassenlehrer angeklagt, wird die eigene Entlastung diffus eingefordert.
Wann sagt man: "Nicht mehr mit mir, mach deinen Job alleine!"

Dienstag, 3. November 2009

Komische Tipps für Lehrer




Wenn irgendwo ein Artikel auftaucht mit der Überschrift:
"Tipps für Lehrer",
dann wendet sich der Pädagoge meist berechtigterweise ab, entweder weil die sogenannten "Tipps" nichts taugen oder weil nur kalter Kaffee geboten wird.
Der Kabarettist mit Medizinhintergrund Eckard von Hirschhausen hat eine kleine Liste mit Ratschlägen für Lehrer vorgelegt, die man sich ruhig einmal zu Gemüte führen sollte.

Ich gebe hier einen Auszug wieder. Den vollständigen Artikel findet man hier:


1. Sei wach!

Präsentieren beginnt mit präsent sein. Der Lehrer sollte immer wacher sein als die Klasse. Machen Sie sich warm! Kein Fußballer wechselt direkt von der Bank aufs Feld ein. Aber wie oft fällt man direkt aus dem Bett ans Pult? Um den Geist warmzulaufen, hilft körperliche Bewegung: grimassieren, lächeln, hüpfen, Arme kreisen, die ersten Sätze laut vor sich hin sprechen. Die Vorbereitung muss niemand sehen. Aber alle werden spüren, dass da jemand frisch auf sie zugeht. Das macht neugierig.

2. Gib mir den Krimi – nicht den Mörder

Warum lesen wir Kriminalromane? Um zu erfahren, wer es war? Nein, dann würden wir gleich von hinten zu lesen beginnen. Im Gegenteil, wir lieben die Entwicklung der Geschichte, die Spannung. Ein guter Lehrer berücksichtigt das. Wenn das Thema keine Geschichte hergibt, lohnt es, kurz zu erklären, was einen selber an dem Thema packt. Wann im Leben es einem geholfen hat, gerade diese Sache zu wissen. Oder komischer: wann man sich gewünscht hätte, sie zu wissen. Wer als Lehrer ausstrahlt: „Ich bin der Experte, ihr dürft froh sein, dass ich mein herrschaftliches Wissen mit euch teile“, ist schnell unten durch.

Lehrer müssen über ihren „Stoff“ staunen können. Die Haltung des Komikers ist, sich über Dinge zu wundern, zu fragen, warum etwas so sein muss, was dahintersteckt. Kindliche Neugier treibt uns an, weil Fragen interessanter sind als Antworten. Der Nobelpreisträger Eric Kandel verrät sein Erfolgsgeheimnis in „Auf der Spur des Gedächtnisses“, dem sehr sehenswerten Film über sein Leben: Während andere Kinder nach der Schule zu Hause gefragt wurden: „Was hast du heute gelernt?“, wollten seine Eltern wissen: „Hast du heute eine gute Frage gestellt?“

3. Ein Sandwich heißt nach dem Belag, nicht nach dem Brot

Humor bedeutet nicht, einen Witz zu erzählen und dann „zum eigentlichen Thema“ zu kommen. Deshalb habe ich die „Sandwich-Technik“ erfunden: Das Brot nährt, der Belag macht es schmackhaft. Der Belag ist dabei die humorvolle Bemerkung, die zwischen den beiden Scheiben liegt: nämlich zwischen der thematischen Hinführung und nach dem Belag wieder zurück zum Thema. Ihre erste Aufgabe als Lehrer ist es, etwas zu finden, das als „Belag“ zum „Brot“, also zur Botschaft, passt. Wer als Humorneuling frischen Wind in den Unterricht bringen möchte, schafft dies statt mit einer eigenen Geschichte anfangs leichter mit bereits Vorgefertigtem: Bonmots, Zitaten, Anekdoten, einem lustigen Foto, einem Cartoon aus Büchern, Nachschlagewerken oder aus dem Internet. Also: keine Ausreden mehr für Langweiler.

Schwieriger wird es, wenn man den Humor der Zielgruppe anpassen muss. Denn nichts gibt so sehr Auskunft über die geistige Entwicklung eines Menschen wie sein Humor. Was man in der dritten Klasse noch superlustig findet, ist in der fünften schon so was von uncool. Manchmal funktioniert der Grundschulhumor aber wieder in der Oberstufe, zumindest bei den Kiffern.

Liebe Lehrer, Sie haben einen unschätzbaren Vorteil gegenüber jedem Kabarettisten: Von Ihnen erwartet niemand etwas Lustiges! Umso leichter übertreffen Sie alle Erwartungen, wenn Sie einen originellen Einstieg ins Thema finden, zwischendrin ein verdauungsförderndes „Sandwich“ anbieten und mit einem schönen Dreh enden. Der Komiker rät: Übe da, wo es weniger wehtut, wenn du scheiterst. Im Gespräch, am Telefon, im kleinen Kreis. Richtig locker bist du vor der Klasse erst, wenn du mit Freude auch mal scheitern kannst.



Thomas Edison hat jahrelang erfolglos an der Glühbirne gebastelt. Als es dann klappte, wurde er in einem Interview gefragt: „Wie haben Sie das ausgehalten, so viele tausend Male zu scheitern?“ Seine Antwort: „Ich bin nie gescheitert. Ich habe erfolgreich Wege eliminiert, die nicht zum Ziel führten.“ Wenn ein Gag mal nicht funktioniert, denken Sie an Edison. Irgendwann geht jedem ein Licht auf, man muss nur lange genug dranbleiben.

Sonntag, 11. Oktober 2009

Total von der Rolle



Irland ist nicht weit weg.
Irland kämpft mit den Folgen der Wirtschaftskrise, genau wie wir.
Irland könnte für uns vielleicht zu einem erschreckenden Vorbild werden.
Irische Schüler müssen ab sofort ihr eigenes Klopapier mit in die Schule bringen, um es dann bei gegebenem Anlass zu gebrauchen. Staatlich zur Verfügung gestelltes Reinigungsflies wird es nicht mehr geben!
Wir sind uns beinahe sicher, dass auch unsere Kultusoberen dieses gewaltige Einsparpotenzial entdecken werden und warten stündlich auf den entsprechenden "Erlass über den Wegfall staatlicher Wischhilfen an öffentlichen Schultoiletten".
Man könnte sich als erlassgestählter Lehrkörper, der so manchen ministrablen Blödsinn souverän ignoriert hat, beruhigt den wichtigen Dingen zuwenden, wenn da nicht dieser besorgniserregende Zusatz in der irischen Vorlage existierte:

"Von Zeit zu Zeit" sollen einige Rollen dem Klassenlehrer übergeben werden, der dann das Papier verteilt.

Wir sehen uns bereits einen Stapel namentlich markierter Klopapierrollen verwalten.
Wir sehen uns vor die Aufgabe gestellt, andauernd auszuhandeln, wieviel Papier denn zu welchem Anlass zu verteilen sei und was mit notorischen Klopapier-Vergessern zu tun ist, die aber trotzdem mal "Groß" müssen.

Wir sehen endlich einer großen Aufgabe entgegen.
Wie gut, dass erst einmal Ferien sind!

Montag, 5. Oktober 2009

Heute schon gespickt?



Die Ferien nahen, der Schreibtisch füllt sich mit geschriebenen Klausuren, sodass in der unterrichtsfreien Zeit kein Mangel an Beschäftigung aufkommen möge.
Die Arbeiten der Schüler sollen wertgeschätzt und beurteilt werden. Wir gehen davon aus, dass es sich um treulich dargelegtes Wissen handelt, ahnen aber manchmal, dass es mit Treu und Glauben nicht immer zugegangen sein kann.

Deshalb an dieser Stelle für alle eine kleine Fortbildung in Sachen "Spicken".
Zuerst lernen wir etwas über:

"Die Vorteile des Spickens im Allgemeinen und im Besonderen."




Jetzt kennen wir Manfred, Basistechniken und die Bedeutung der Lerperson fürs Spicken. Außerdem verdächtigen wir ab sofort jeden, der sich bei einer Klausur genauso verhält wie sonst auch.

Das soll fürs Erste reichen.
Also aufgepasst und mitgemacht!

Sonntag, 27. September 2009

Elitebildung

Was ist nur los mit den sogenannten Elitegymnasien?
Jahrelang hat man mit erhobener Nase dem Turbopauken das Wort geredet, Latein und Altriechisch mit stolzer Brust aus der Mottenkiste nach ganz vorne geholt und auf knallharter Selektion bestanden. Man war stolz darauf, dass man es geschafft hatte, eine beinahe homogene Schülerschar zu rekrutieren, die fast vollständig dem Bildungsbürgertum angehörte (oder denjenigen, die geschickt genug sind, sich dazuzählen zu können).
Karrieregeile Schulleiter peitschten Schüler und Lehrer in immer neue Wettbewerbe, deren Sinn nicht nachhaltiges Lernen war, sondern nur dazu dienten, am nächsten Tag in der örtlichen Presse ein Siegerfoto mit entsprechendem Text zu produzieren.
In einer solchen "Lernumgebung" war für Kinder mit Migrationshintergrund natürlich kein Platz, im wahrsten Sinne des Wortes. Die hätten ja integriert werden müssen.
Sie und deren Eltern wurden abgewimmelt mit allen Tricks.
Und jetzt? Jetzt wird's gefährlich.
Das Bildungsbürgertum hat erkannt, dass ihre Kinder mit G8, Latein, Leistungsdruck und kaum noch vorhandener Freizeit nicht glücklich werden. Sie ziehen ab. Zurück bleibt die priviligierte, aufgeblähte "Eliteanstalt".
In meiner neuen fünften Klasse einer solchen Anstalt habe ich heute Zeynep, Mahsun, Bishan, Duc, Trimor, Ahya, Zaki, Mati und Sibel begrüßt. Viele sind angeblich nicht geeignet für unsere Schule, aber die Schule braucht Masse.

Was ist passiert? Was wird aus ihnen?

Sonntag, 13. September 2009

Pferdesport




Achtung Sportlehrer!!
Ist die Sporthalle mal wieder für etwas wirklich Wichtiges reserviert, sodass der Sportunterricht ausfällt oder kurzerhand ins Klassenzimmer verlegt wurde?
Ist nun auch der letzte Ball mit Luft nur noch ein Fetzten Kunstleder und der Hallenboden von Wasser durchtränkt, das durch das seit Jahren nur provisorisch geflickte Dach hineingeregnet ist?
Wenn dies so ist, und wann ist es nicht so, dann bieten wir heute in der Rubrik "Sportlehrer, wir können auch anders"

neben dieser Variante aus dem Fundus

etwas Neues:



Fächerübergreifend basteln wir im Kunstunterricht "Pompfen" und üben im Musikunterricht den Juggerrhytmus. Ja, und dann raus auf die Wiese und immer kräftig auf die Köpfe gedroschen.
Ein alter Pferdekopf sollte auch schnell beschafft sein, sowas liegt ja überall herum.
Alles wird gut!

Faust, ganz kurz




Zumindest in Hessen wird zur Zeit wieder allerorten geFaustet. Alle Oberstufenschüler müssen ran an "Habe nun, ach", "Gretchenfrage" und "Heinrich, mir graut vor dir"!
Das dauert.
Einer meiner Schüler (Danke Markus) hat mir nun den Link zu einer erfrischenden Kürzestversion geschickt, den ich hier gerne weitergebe.
Wer's also ganz eilig hat:
Tobias Mann rappt den Faust....

Samstag, 5. September 2009

Dufte Schule




So, jetzt riecht's!

Wieso sind wir eigentlich nicht früher darauf gekommen?

Was haben wir nicht alles versucht, um die Konzentration und Motivation unserer Schüler zu verbessern?

Wie oft hat man sich unter das prügelnde, tretende und fluchende Schülervolk geworfen, um wenigstens das Schlimmste zu verhindern?

Alles falsch, alles vergebens, so sehen Erfolgsergebnisse aus:

Verbesserung der Konzentration: 39%

Verbesserung der Motivation: 44%

Abnahme der Aggressivität: 32%

Und wie wird das gemacht?

Ganz einfach, zum Beispiel mit dem „Duftset Dufte Schule mit Duftstein in der Schmuckdose.“

Die „Dufte Schule Duftkomposition“ macht, sobald sie aktiviert ist, aus lernunwilligen, zappeligen und gewaltbereiten Problemschülern „harmonisierte“ Engelchen. Ja und mit denen machen wir dann all die schlimmen Sachen, die sie sich sonst einfach nicht hätten gefallen lassen.

Es fallen uns hier allerdings bei aller Begeisterung ein paar kritische Fragen ein, die noch zu klären sind:

Wie reagiert eigentlich ein harmonisierter Lehrkörper, oder soll der die „Duftkomposition“ gar nicht einschnuppern? Soll er also erst einmal die gesamte Klasse bei geschlossenen Fenstern einsperren und dann den Raum sozusagen zwangsbeduften?

Was geschieht bei einer Überdosierung, wenn zum Beispiel die programmierte „Duftsäule“ explodiert? Was tue ich also mit einem Haufen zugedröhnter Jugendlicher, die sich vor lauter Harmonie völlig enthemmt im Klassenzimmer einander hingeben wollen?

Ist mit dem Duftspray auch so etwas wie eine einmalige Krisenintervention möglich, sagen wir mal, wenn der Klassenbrutalo mal wieder ausrastet, dass ich ihm eine volle Ladung ins Gesicht dufte, oder so ähnlich?

Fragen über Fragen.

Da wird es wohl das beste sein, wir nehmen am Pilotprojekt der „Duften Schule“ teil. Dann können die Schüler im TaoMobil, einem Infobus mit Duftpflanzenlehrpfad, Riechkino und acht Meter langem Wasserfall, sich auf das Kommende einstellen.

Und was machen wir Lehrer derweil?

Samstag, 29. August 2009

And hopp!!



Der Verein Deutsche Sprache hat den "Sprachpanscher 2009" gewählt - die schlimmsten Beispiele dafür, die englische Sprache in den deutschen Wortschatz zu zwingen.
Ganz vorne dabei ist der altehrwürdige "Deutsche Turnerbund".

In der Werbung für das Internationale Turnfest 2009 in Frankfurt war zu lesen von "Rent a star", einer "GymCard", "Gymmotion", einem "Volunteer-Programm", "Slacklining", "YouTurn" und der "Turnfest Community".

Dann gibt es da etwa noch dies:
"Sport for Fun beim Six Cup mit Public Doing".
Alles klar??

Merkwürdig, dass gerade im Bereich Sportwissenschaft und Sportfunktionäre solche Aufmerksamkeit heischende Sprache häufig zu finden ist.

Auch der "Deutsche Sportlehrerverband" hat sich vor einiger Zeit nicht entblöden können, dem von ihm konstatierten Motivationsverlust der Schüler mit dem krachenden Spruch "Sport in School is cool" entgegenzutreten. Na das hat gezündet!

Da hier nicht nur gejammert, sonder immer auch konstruktiv mitgemacht wird, folgen nun unsere Vorschläge für mehr Drive in der Turnhalle. Wir sagen ab sofort nicht mehr:
Ringe sondern "swinging belt"
Turnmatte sondern "roll-on-blanket"
Reck sondern "iron-monster"
Barren sondern "wooden-stage"
Trampolin sondern "jump-in"
Umkleidekabine sondern "strip-center"


Lets do it, yes we can!!

Samstag, 22. August 2009

Hatschi, Musik fällt aus!




So, die große Sommerpause ist beendet. Mit einer veritablen Gesamtkonferenz startet der Lehrkörper in die neue Schaffensphase und hat schon nach einer halben Stunde "Ankündigungen durch die Schulleitung" das Gefühl, dass sechs Wochen Ferien zum Teufel sind und spürt erste Fluchtreflexe.
Doch es gibt ja unser fürsorgliches Kultusministerium. Das sorgt immer wieder für Erheiterung, für Hoffnung.
Hoffen dürfen nun vor allem erst einmal die Musikkollegen, hoffen auf eine unerwartete Ferienverlängerung.
Wie das?
Das Ministerium teilt zum Schulstart in einer "Information für Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern zum Umgang mit der Schweinegrippe" u.a.mit:
Die Ansteckung erfolge in der Regel durch Tröpfchen, die "beim Niesen, Husten, Singen und Sprechen" freigesetzt würden.
Beim Singen!
Kein Gesang, kein Musikunterricht, Ferienverlängerung!
Welche Auswirkungen ein Sprechverbot in der Schule haben könnte, ist noch unklar.
Wie gesagt, unsere Kultusoberen sorgen immer wieder für Spannung im tristen Pädagogenalltag. Jetzt kann's losgehen.
Gut gemacht!

Freitag, 24. Juli 2009

Pause



Die Meldungen aus dem pädagogischen Untergrund machen erst einmal Pause.
Pause, weil Lehrer bekanntlich in den Ferien ganz viel Pause machen und weil Mephisto grundsätzlich über das Bloggen nachdenkt, zunächst alleine...

Freitag, 5. Juni 2009

Da guckst du



Protokoll der mündlichen Abitur-Prüfung vom 4.6.2009

Fach: Deutsch, Thema: Arthur Schnitzlers Leutnant Gustl

Aufgabe: Welche besondere Erzähltechnik erkennen Sie in Schnitzlers Werk?

Ok, die letzte für heute, was für ein Thema, ach ja, dasselbe wie eben. Mir tut schon die Hand weh vom vielen Schreiben, ich schreib jetzt nur noch die Hälfte auf, das liest eh kein Mensch mehr und wenn, kapiert doch keiner mehr, was hier besprochen wurde. Dieser Raum, irgendwie unwürdig, da macht einer seine letzte Schulprüfung in einem schlecht riechenden, unaufgeräumten, dreckigen Klassenraum, Mann. Nein, so muss es sein, das wär doch sonst der absolute Schock für die Prüflinge, die kennen das ja gar nicht anders, aber trotzdem... Gut, egal, die eine noch. Da kommt sie ja endlich, wenn die wieder so'n Dekolleté hat, verkriecht sich der Vorsitzende im Mülleimer, der wusste ja eben gar nicht mehr, wo er hingucken sollte. Ja, ok, wir wissen alle, wie das hier läuft, los jetzt. Die fängt genauso an wie die von eben, hätte ich glatt kopieren können, hört sich aber gut an, das wird was. Mein lieber Schwan, das Dekolleté, was macht der Vorsitzende, verklemmt sich, das gibt‘s doch nicht, verdammt, was hat sie gesagt, ja, ja, Innerer Monolog und der ganze Rest, liest eh keiner. Ich hab Hunger, hoffentlich ist noch was von dem Croissant da. Diese Schiller- und Goethezitate hängen in diesem Raum seit mindestens fünf Jahren. Guckt da mal einer drauf, verdammt, das heißt doch Bewusstseinsstrom, ist da jetzt ein s zu viel, na ja, guck ich gleich nochmal. Also, Junge, Junge, wenn ich nicht schreiben müsste, würde mich das Dokolleté wahrscheinlich auch nervös machen, ist das jetzt Absicht, ich kenn die gar nicht, jetzt hat er aber richtig draufgeguckt, ich muss mich konzentrieren, irgendwas muss hier nachher stehen. Was? Ach so, das hat er eben auch gefragt, was kommt da jetzt, na ja, klar. Ich guck jetzt auch mal richtig, nix da, wenn das auffällt, das stört doch. Er hat wieder geguckt, hält sich die Hand so verkrampft vors Gesicht, der kämpft. So, ja, die eigene Meinung, da muss ich aufpassen, da kann man ja gar nicht weggucken, was heißt hier "lieben belebt", ist das wirklich von Goethe, jetzt komm zum Ende, ja ,ja. Wie, 15 Punkte, wo hat eigentlich der Prüfer die ganze Zeit hingeguckt?

Donnerstag, 4. Juni 2009

Hier spricht der Papst

"Unser Deutschunterricht mag für künftige Lehrer perfekt sein - für alle anderen, die etwas zu sagen haben, ist er ein Desaster."

Es ruft wieder jemand.
Wolf Schneider, der nichts weniger als ein "Sprachpapst" ist, richtet das Wort an die Deutschlehrer.
Da muss man doch mal zuhören.
In der Onlineausgabe der Süddeutschen Zeitung erscheint seit Mai der "Sprach-Videoblog" von Wolf Schneider.
Schon im zweiten Eintrag setzt sich der Autor kritisch mit uns Deutschlehrern auseinander und erklärt mal kurz, warum das alles gar nichts werden kann mit uns und unseren Schülern.
Einiges könnte einem ganz tröstlich erscheinen, denn Schuld seien die Bürokraten, aber so richtig erhellend kann mir Herr Schneider in 2 Minuten 45 Sekunden die Lage auch nicht schildern.
Naja, muss man ja wohl auch nicht, wenn man Papst ist.


Hier spricht Herr Schneider

Dienstag, 12. Mai 2009

Rätsel für entspannte Deutschlehrer

Zur Zeit beschäftigt sich der hessische Deutschlehrer mit hoher Wahrscheinlichkeit, wenn er oder sie in der Oberstufe tätig ist, mit Fontanes "Irrungen Wirrungen".
Themen und Aussagen des Werkes sind nicht zu den großen Herausforderungen zu zählen, so sah es jedenfalls eine Schülerin nach der ersten Doppelstunde, als sie konstatierte:
"Gut, meiner Meinung nach haben wir alles gesagt, was es zu sagen gibt, was lesen wir jetzt?"
Wir haben dann doch noch einiges gefunden, mit dem wir uns beschäftigen konnten.
Unter anderem ist ein kleines Rätsel für Deutschlehrer herausgekommen, die ja jetzt alle total unterfordert (siehe oben) vor ihren Kursen stehen.

Also: Kreative Schüler haben vier Beziehungen des Fontaneschen Werkes in einer "Beziehungskiste" dargestellt, indem sie in jede Kiste Dinge gepackt haben, die symbolisch für diese Beziehung stehen.
 

Aufgabe:
In welcher Abteilung wird welche Beziehung gezeigt? Begründen Sie!

Viel Erfolg

Samstag, 25. April 2009

Fortbildung



Heute war Fortbildung, heute war es schlimm.
Schon seit Tagen gibt es da in meinem Inneren einen Kampf. Soll ich das wirklich machen, muss das sein, alles läuft prima auch ohne das, oder?
Gut, jetzt bin ich hier.
Nach einem relativ entspannten Schultag betrete ich mit total verspannter Nackenmuskulatur und schon ersten gefühlten Koordinationsproblemen den Fortbildungsort: unsere Sporthalle.
Das Thema lautet: Tanzen im Sportunterricht:
Ich verspüre einen ersten Fluchtreflex.
Musikalisch und, wenn man das überhaupt so nennen kann, tänzerisch bin ich ein „Kind der 80er Jahre“. New Wave, Punk, Hardrock. Jede Art standardisierter Tanzbewegung zu dieser Musik war verpönt, spießig, ja sogar politisch unkorrekt.
Vor einigen Jahren habe ich versucht, dieser starren Tanzsozialisation entgegenzuwirken, indem ich in einer örtlichen Tanzschule einen Kurs für Anfänger im Standardtanzen belegt habe. Das Ergebnis war niederschmetternd. Die verkrampfte, in allen Situationen normierte Atmosphäre, gepaart mit einer Musik, die ich wirklich nicht tolerieren mochte und einem „Tanzlehrer“, dessen Affektiertheit mir Bauchschmerzen verursachte, bewirkte bei mir soetwas wie eine Schüttellähmung, von Tanzen konnte jedenfalls keine Rede sein.
Ich bin nicht oft dort gewesen.
Ein letzter Versuch, mir die Frage zu stellen, warum ich trotzdem heute hier bin, mit der Hoffnung auf eine Antwort, die mich guten Gewissens den Raum verlassen lässt, scheitert, als die Fortbildungsleiterin Nina zum Kreis bittet.
Sie ist der Grund meiner Pein, nur sie allein.
Sie hat so aufmunternd und mit diesem keinen Widerspruch duldenden Augenaufschlag gefragt: „Du machst doch sicher auch mit, gerade für Männer mache ich die Fortbildung, damit sich Männer auch mal an dieses Thema heranwagen.“
Also, zum letzten Mal: Ich mache jetzt mit.
Ich bewege mich im Raum. Dabei zähle ich immer bis vier, versuche rhythmisch zu gehen. Klappt prima, das kann ich. Auch die folgenden Übungen sind kein Problem: Immer, wenn ich bis vier gezählt habe, suche ich einen anderen Teilnehmer, der auch gerade bei Vier angelangt ist und mache mit ihm oder ihr ein paar lustige Bewegungen im Takt unseres
Zählrhythmus‘.
Wenn es so weitergeht, geht alles gut, denke ich. Aber wir sollen ja nicht gehen sondern tanzen und deshalb geht’s jetzt nicht mehr gut.
„Bildet eine Gruppe, denkt euch eine Sportart aus und überlegt, wie man diese rhythmisch und synchron darstellen kann.“
Mein Fluchtreflex wird stärker.
Gruppenarbeit.
Mit wem soll ich das machen? Wie finde ich jetzt jemanden? Findet mich jemand? Und wenn ich den nicht leiden kann?
Nina hat das geahnt, wir ziehen putzige Kärtchen und ich bin Mitglied einer Arbeitsgruppe. So richtig wohl ist mir aber trotzdem nicht.
Jedenfalls denken wir, machen wir, springen, zählen, klatschen in die Hände und machen merkwürdige Bewegungen. Da wir das immer alle gemeinsam versuchen, kommt es zu ersten Rempeleien oder sonstigem Körperkontakt.
Ich denke gerade darüber nach, was mein Sohn wohl sagen würde, wenn er seinen Vater so sehen würde, als Nina mit leicht drohender Stimme verkündet, dass jede Gruppe „ihre Choreografie“ jetzt gleich mal vor allen vorführen soll und sie habe auch noch eine Videokamera dabei…
Jetzt ist der Reflex, hier zu verschwinden, so stark, dass ich in der Tat einmal kurz vor die Tür treten muss.
Ich leiste in diesem Moment Abbitte vor Heerscharen von Schülern, die ich bisher bedenkenlos dazu veranlasst habe, „kreativ zu sein“, „sich in der Gruppe etwas auszudenken“, „neue, ungewöhnliche Bewegungsformen zu finden“ und das Ganze „mal eben nur für uns vorzuführen“.
Es liegt an meinen Gruppenmitgliedern, dass ich noch weitermache. Ihnen geht es vielleicht ähnlich, jedenfalls hört die Rempelei so langsam auf und man hört das erste befreite Lachen.
Bei „unserer Präsentation“ bin ich aufgeregt wie lange nicht mehr. Die Kamera läuft, sogar freundlicher Beifall und Nina hat es auch gefallen.
In den Moment, als ich gerade eine leichte Entspannung meiner gesamten Rumpfmuskulatur verspüre, platzt die Drohung, jetzt gehe es aber los, mit dem Tanzen.
Ich bin in einem Stadium der Willenlosigkeit. Keine auf Flucht ausgerichteten Reflexionen meines augenblicklichen Seins-Zustandes, keine körperlichen Reflexe, die mich der Veranstaltung entreißen könnten.
Es folgen die „Basics“.
Nina bringt es fertig, dass sich die ganze Gruppe gestandener Sportlehrer, und bis heute wahrscheinlich heimlicher Nichttänzer, nach einer kurzen Zeit relativ taktvoll und rhythmisch zur Musik den „Raum erobert“.
„Tanze ich jetzt etwa?“, frage ich mich einmal kurz, vergesse das aber wieder, weil ich mich tendenziell entspannt auf Körper, Bewegung und Musik konzentrieren kann.
Auch die anderen Kollegen haben so ein Grinsen im Gesicht, während sie leicht entrückt ihre Bahnen ziehen.
Wahrscheinlich sieht das von außen (Nina!) so aus, als würde eine Herde alter Büffel abrocken, das macht aber nichts, fast nichts.
Nächste Woche ist wieder Fortbildung, zweiter Teil. Ist nicht mehr so schlimm.
Ich habe einen schönen Beruf.

Sonntag, 19. April 2009

Lehrerfreund sucht Lehrerblog



Also gut, die Ferien neigen sich dem Ende zu, gut erholt trotz so mancher Klausurenkorrektur könnte es morgen also ganz normal weitergehen.
Doch weit gefehlt: Deutschland sucht den Super(Lehrer)Blog (DSDS(L)B) und die "Meldungen aus dem Pädagogischen Untergrund" sind in als "Säugling" in der Endausscheidung.
Das wird doch stressig, oder?
Wie konnte das passieren? Was ist geschehen?
Hier beim "Lehrerfreund" kann man mehr erfahren.
Wir wissen es nicht genau, sind aber gerührt und dankbar und natürlich aufgeregt.
Was kommt jetzt auf einen Lehrer zu, der hier eigentlich eher zum Stressabbau und aus Freude am Schreiben seine öfters ironische Sicht der Dinge präsentiert?
Muss man jetzt täglich mit dem Besuch von Dieter Bohlen rechnen, der uns mal kurz zeigt, wo der pädagogische Hammer hängt, um uns dann staunend und zerknirscht zurückzulassen.
Muss der Pädagogische Untergrund angesichts der klugen und ernsten Beiträge der Mitbewerber, die hier gerne gelesen und geachtet werden, nun die Segel streichen unter dem Motto: Lass das mal die Großen machen?
Oder wird hier, ganz Säugling, einfach weitergebrabbelt und frech gegen den Stachel gelöckt?
Brabbeln und löcken, klarer Fall.
Und dann wäre da noch: Was gibt es überhaupt zu gewinnen? Vielleicht einen Ferrari, fordert geradezu wie selbstverständlich mein Sohn. Bloß keine langweilige Lehrertasche, hässlich braun und zum Umhängen, sage ich.
Gibt es überhaupt was Anständiges?
Also, viele Fragen und die Sache ist doch aufregend, im Untergrund ist man gespannt, wie das alles enden wird.
Abstimmen können Sie hier
Auch Sie können etwas gewinnen, verschiedenfarbige Lehrertaschen, glaube ich .....

Montag, 13. April 2009

Weltformel

Vor ein paar Tagen habe ich den Weltformeln-Erfinder Damrauer kennen gelernt.
Der Mann versucht unser Leben auf einfache, manchmal verblüffende Formeln zu bringen. Er hat dabei großen Spaß und auch das Lesen und Verstehenwollen seiner Formeln bringt Freude.
Hier zwei von vielen Beispielen:













Wer weitere "Weltformeln" studieren oder probieren möchte, kann dies unter
MODERNMATH.com tun.

Natürlich ist im Pädagogischen Untergrund sofort eine Suche nach Formeln entbrannt, die unser merkwürdiges Universum erklären könnten. Kaum vorstellbar, was alles möglich wäre, ließe sich unser sperriger Schulalltag mit einigen Formeln beschreiben und immer, wenn es ein Problem gäbe, würde flugs nach eben diesem die Formel "aufgelöst" und an den Feierabend gedacht.
Bei der Suche mussten allerdings zuerst einmal solch reflexartig aufkommende Primitivformeln wie:
SCHULE = doof
oder
SCHULE = zu wenig Ferien
beiseite geschoben werden.
Schließlich sind ja Weltformeln gesucht. Also, wie wäre es hiermit:




So, das wäre mal ein Anfang, der aber sicher noch einer gewissen Verbesserung, Rafinesse bedarf, denn wir merken schon, das ist alles nicht so leicht, es fehlt uns hier unten einfach an mathematischer Fantasie und Erfahrung.
Deshalb alle, die sich berufen fühlen, her mit der Weltformel, das muss doch zu machen sein. Es lockt das große Glück!

Dienstag, 7. April 2009

Ich geh'mal kopieren


Neulich kam mir eine geschätzte Kollegin entgegen, wedelte mit einem Stück Papier in der Hand und befahl: "Du schreibst doch da ab und zu über die Schule. Schreib mal darüber was!", wobei sie mit eindeutiger Geste zu unserem Kopierer im Lehrerzimmer zeigte.
Ich verstand auch ohne weitere Worte: Das altersschwache Gerät hatte mal wieder den Dienst verweigert, was vor allem eine so hoch motivierte Beamtin erzürnen musste.

Ich schreibe also mal: Was ist ein Kopiergerät für Lehrer?

Ein Kopiergerät ist für so manche Lehrer ein Sammelpunkt:


Man wartet geduldig, bis man an der Reihe ist. Hier trifft man sich und hält ein Schwätzchen, tauscht die mitgebrachten Materialien aus oder schaut neidisch auf die aufwändig hergestellten Arbeitsblätter der Referendare, die diese aber nicht gerne zeigen oder tauschen.

Ein Kopiergerät ist für so manche Lehrer die letzte Rettung:


Irgendwie hat man es wieder nicht geschafft, mit der eigenen Unterrichtsvorbereitung zufrieden zu sein, man spürt den Widerwillen der Schüler beinahe schon körperlich, da muss dann eben schnell das schick gestaltete Arbeitsblatt aus dem sündhaft teuren Lehrerbegleitmaterial kopiert werden, um in brenzliger Situation die Schüler wahlweise zu Stillarbeit (sic!) oder zu kreativem Standbildbauen zu verdonnern. Beides verschafft Zeit, um sich etwas Anständiges auszudenken.

Ein Kopiergerät ist für so manche Lehrer ein Ort der Selbstverwirklichung:


Ein Papierstau oder Druckfehler können bei günstiger Besetzung des Lehrerzimmers zu Szenen intensivster, kollegialer Handwerksarbeit führen. Da liegen und knien dann Kolleginnen und Kollegen, die sonst kein Wort miteinander reden, neben, um, an und manchmal sogar auf dem störrischen Gerät, reißen Klappen auf, von denen der Laie gar nicht wusste, dass es sie gibt, fördern Tonerrollen und Heizdrähte ans Tageslicht, um schließlich mit geschwärzten Gesichtern gemeinsam und nicht unglücklich zu vermelden, man habe alle Servicestellen gecheckt, es sei aber leider nichts zu machen, ob jemand mal den Hausmeister...

Ein Kopiergerät ist für so manche Lehrer gar kein Thema:

Denn da gibt es ja noch den kleinen PC-Drucker, der eigentlich nur für Einzelblätter und Notlagen gedacht ist, der aber ohne Kopierkarte funktioniert, kostet also nix, Schnäppchen, sozusagen.
Ja, und wenn gerade keiner guckt, dann wird eben gedruckt, bis das kleine Ding heiß gelaufen ist. Nach mir die Sintflut!


Ein Kopiergerät ist für so manchen Lehrer.....
Wer kennt weitere Funktionen?

Montag, 6. April 2009

Anti Burn Out Liste

Endlich Ferien und allenthalben hört man aus dem Lehrer-Bekanntenkreis die Meldung, dass man erst einmal "ein wenig krank" sei. Das nervt so langsam und macht stutzig.
Vor ein paar Wochen fand ich folgende Liste hier.
Ich kann mir gut vorstellen, dass sie schon bei einigen bekannt ist, trotzdem will ich sie hier noch einmal veröffentlichen, da es meiner Meinung nach viel Nachdenkenswertes zu lesen gibt, gerade im Hinblick auf die Einstellung von Lehrern zu ihrem Beruf und die damit verbundenen Be- und Entlastungen.
Die Autorin (Nele) habe ich versucht zu kontaktieren, es ist mir bisher noch nicht gelungen.

Was tun gegen Burnout - meine private Rezeptliste:

1. Schule ist ein Job und zwar nur ein Job. Ich bin Profi und liefere gute Arbeit für gutes Geld aber das ist es dann auch.

1a. Weil ich Profi bin, weiß ich auch, dass meine Arbeit immer nur so gut, wie meine Arbeitsbedingungen sein kann. Wenn dann ein Optimum ehrlich und realistisch nicht erreicht werden kann, stehe ich dazu und lasse mir kein schlechtes Gewissen einreden.

2. Ich will ein Routinier werden. Einfaches Rechenexempel: wenn ich 26 Stunden unterrichte und mich auf jede Schulstunde 60min vorbereite, bin ich schon bei einer 45,5-Stunden Woche. Ohne eine einzige Korrektur, ohne eine einzige Konferenz, ohne eine einzige Pausenaufsicht. Einmal investierte Arbeit muss so oft und so vielseitig wie möglich genutzt werden - deswegen verwende ich dieselben Arbeitsblätter so häufig wie irgendwie verantwortbar, unterrichte die gleichen Themen möglichst parallel etc. Ganz wichtig! Das eigene Materialarchiv in penibler Ordnung halten. Nichts schafft so viel Mehrarbeit wie Unordnung.

2a. Didaktiktheoretiker, die behaupten, dass Routinenbildung für Lehrer schlecht sei, weil "sie die Kreativität bremse", lache ich aus. Wenn mir ein Chirurg den Blinddarm rausschneidet oder mir mein Rechtsanwalt aus einer Klemme helfen soll, hoffe ich ja auch, dass die Routiniers sind und nicht ihre Kreativität an mir ausleben.

3. Ich habe sehr schnell gelernt, dass die Alltagsarbeit so gut wie nichts mit dem zu tun hat, was im Seminar vermittelt wird. Die Referendarsausbildung ist um die Stunden- und Reihenentwicklung herum angelegt. Die spielt im tatsächlichen Lehrerberuf schon aus Zeitgründen eine untergeordnete Rolle. Wenn man die Referendars-Konditionierung zur Übervorbereitung nicht ablegt, ist die Grundanlage zum Burnout schon da. Die reguläre Stunde ist eine Brot-und-Butter-Stunde, Highlights kann ich nicht jeden Tag liefern. In Hocharbeitsphasen auch nicht jede Woche.

4. Ebenfalls muss man die zweite große Konditionierungsleistung des Referendariats - "der Referendar/Lehrer ist immer schuld" - schon aus Gründen der Psychohygiene über Bord werfen. Das führt nur zu der Paranoia, unter der selbst ältere Kollegen zum Teil leiden.

5. Nein, ich muss mich nicht für meine Schüler aufopfern. Ich helfe ihnen so gut ich kann, aber es gibt Grenzen.

6. Ich habe ein Recht auf Freizeit und auf ein Sozialleben. Der Gesetzgeber sieht vor, dass ich 41 Stunden arbeite, nicht mehr. Daran sollte man sich halten.

7. Nein, die Schule ist nicht wichtiger als meine Gesundheit/meine Ehe/meine Beziehung/meine Kinder/meine Lebenszufriedenheit.

8. Wenn meine Ärztin oder mein Arzt mich krankschreiben will, dann gehe ich davon aus, dass Gründe dafür da sind, und befolge den ärztlichen Rat. Er ist der Experte, nicht ich. Wenn ich jemandem erkläre, wie man Vokabeln lernt/eine Mathematikaufgabe löst, will ich schließlich auch, dass man man meiner Expertise vertraut.

9. Ich habe ein Hobby. Mein Hobby ist auch wichtig.

10. Meine Schulsachen sind in meinem Arbeitszimmer und nur in meinem Arbeitszimmer. Mein Arbeitszimmer hat eine Tür, die ich von außen zumachen kann. Das tue ich regelmäßig und habe deswegen kein schlechtes Gewissen.

11. Hochschuldidaktiker ohne schulische Berufspraxis, die über Strategien gegen schulischen Burnout reden, ignoriere ich. Ihre Meinung ist mangels persönlicher Erfahrung wertlos.

11b. In Hilbert Meyers Büchern wird die pragmatische Berufsrealität und die damit verbundenen praktischen Einschränkungen (und sei es der Kopierer, der kaputt ist!) de facto ausgeblendet, sie sind deshalb - von der einen oder anderen guten Idee abgesehen - ebenfalls wertlos.

12. Ich entwickele einen gesunden Zynismus und versuche die Dinge so zu sehen wie sie sind. Für ideologische Zielsetzungen habe ich nichts als Skepsis übrig. Über Verbandsvorsitzende, die seit Jahren keinen Fuß in die Schule gesetzt haben, aber über den "Traumberuf Lehrer" faseln, schüttele ich bestenfalls den Kopf.

13. Nein, SIE und "das System" sind nicht hinter mir her. Viele Dinge laufen in der Schule auf katastrophal dumme Weise schief, aber das hat historische und politische Gründe und liegt nicht zuletzt daran, dass jetzt - viel zu spät - endlich die seit Jahrzehnten notwendigen Reformen angegangen werden. Alle leiden, aber das ist normal in Umbruchszeiten. Geduld, die Dinge werden wieder besser werden.

14. Ich stimme im Lehrerzimmer nicht über das allgemeine Gejammere über die vermeintlich so schrecklichen Schüler ein! Das geht mir nämlich tierisch auf die Eier und zieht mich nur runter. Die Schüler sind schon ganz in Ordnung.

Was macht ihr?

Nele

Mittwoch, 1. April 2009

Aprilscherz?


Heute auf der Lehrerkonferenz:

Auf die Frage einer Kollegin, wann denn nun endlich die neue Tafel in der Sporthalle angebracht werde, antwortet der mit der Angelegenheit befasste, quasi delegierte Lehrer:
Die ebenfalls mit der Sache befasste "Tafelbeauftragte" des Schulamtes habe noch einige Nachfragen wegen der Beschaffenheit der in Betracht kommenden Wand zur Aufnahme der Tafel. Desweiteren müssten die Räumlichkeiten insgesamt noch inspiziert werden, um die Notwendigkeit einer Anschaffung, respektive bei deren Gegebenheit eine genaue Spezifizierung der Tafel vornehmen zu können.
Eine abschließende Antwort auf die Frage der Kollegin sei also ohne endgültiges Votum der "Tafelbeauftragten" des Schulamtes hier und heute nicht zu geben.
Heute ist der 1. April.
Trotzdem alles wahr.
Wie wird man "Tafelbeauftragte" und wenn ja wie lange?

Gute Noten, verständlich!

Im Sportunterricht gibt es häufig gute Noten weil: • im Sportunterricht die allermeisten Schüler etwas tun, was sie auch in ihrer Freizeit m...